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Marburg e.V.
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Technische Grundausstattung Futter Fütterungspraktiken Unterbringung der Vögel
Technische Grundausstattung:

1, 10, 20, 50ml Spritzen (für Normalgebrauch und "Baukastensystem")
Pinzetten (stumpf !!; diverse Größen)

Baukastensystem

Man nimmt eine 1ml-Spritze, schneidet ihre Spitze ab und steckt sie in eine größere Spritze, deren Spitze ebenfalls abgeschnitten und zu einem Loch vom Durchmesser der kleinen Spritze erweitert wurde. Darauf achten, daß die kleine Spritze keine scharfen Kanten am "freien" Ende aufweist! Auf diese Weise kann man auch gröberes Futter mit der Spritze füttern; empfiehlt sich besonders bei größeren Vögeln (Amseln) und bei größeren Mengen an kleineren Vögeln (ein komplettes Meisennest), wenn diese selber sperren.

Abb. 1: "Baukastensystem" für Spritzenfütterung.
Vorteil: Das Einfüllen des Futters in die Spritze ist mit einem Löffel möglich.

 
Futter
Grundmischung:
  • Eifutter (auch: Aufzuchtfutter, im Zoohandel erhältlich)
  • Magerquark oder Magerjoghurt
  • Mineral- und Vitaminpräparate (z.B. Osspulvit, Vitamin B-Komplex)
  • evtl. hartgekochtes Eigelb.
Besondere Futterzusätze bei bestimmten Vogelarten:
  • Weichfresser (z.B. Mauersegler, Rabenkrähen, Drosseln, Singvögel u.s.w.) benötigen generell einen höheren Anteil an tierischem Eiweiß als Körnerfresser (z.B. Grünling, Gimpel, Kernbeißer u.s.w.). Dies wird durch Zugabe von Grillen (kleingehackt oder frisch gehäutet), frischem Tartar, Ameisenpuppen u.s.w. erreicht. Empfindliche Weichfresser sollten besser mit einer Mischung aus Tartar (Hackfleisch) und Grillen gefüttert werden!
  • Buchfink, Haus-und Feldsperling sind bei der Fütterung wie Weichfresser zu behandeln.
  • Körnerfresser können zusätzlich gehackte Sämereien und Grünfutter (Vogelmiere, Löwenzahn) unter das Grundfutter gemischt bekommen.
  • Drosseln sollten etwas Erde unter das Futter gerührt bekommen, da die Normaleltern auch Regenwürmer und andere Bodentiere verfüttern.
  • Tauben kann gemahlenes Taubenfutter unter die Grundmischung gerührt werden.
  • Greifvögel und Eulen werden mit Mäusen oder Eintagsküken gefüttert. Geeignet ist aber auch rohes Fleisch (Rinderherz, Leber, Kalbfleisch), das immer mit ein paar Haaren oder Federn vermengt werden sollte. Letzteres dient der Gewöllebildung.

 
Fütterungspraktiken

Gefüttert wird mit Hilfe einer Spritze oder einer stumpfen (!) Pinzette, wenn nötig auch unter Zuhilfenahme eines Fingers. (Ausprobieren, was am besten funktioniert.) Das Futter sollte möglichst tief in den Rachen gestopft werden. Weitere Fehler beim Füttern siehe Abb. 2. Achtung: Bei großen Portionen oder falscher Konsistenz des Futters (zu fest) Erstickungsgefahr! Lieber öfter und dafür kleinere Mengen füttern. (Jungvögel bekommen von ihren Eltern ungefähr alle halbe Stunde ein paar Insekten und/oder Körnchen.)

Abb. 2: Was man beim Füttern unbedingt beachten sollte.

Abb. 3: Geöffneter Schnabel eines Vogels.

Abb. 4: Halten eines Vogels bei der Zwangsfütterung.

Oftmals ist es unumgänglich, die Vögel zwangszuernähren. Hierzu muß der Kopf des Tieres festgehalten und der Schnabel vorsichtig geöffnet werden (Abb.4).
Die meisten Jungvögel begreifen schnell, daß Spritze/Pinzette zur Fütterung gehören und öffnen den Schnabel freiwillig bzw. lassen ihn offen, wenn sich auf ihr Sperren hin ein solcher Gegenstand nähert. Wenn die Jungvögel mit der Zeit flügge werden, sollte man ihnen unbedingt einen Futter- und Wasserbehälter mit in den Käfig stellen. Ohne diese Maßnahme werden sie nicht im entferntesten daran denken, selbst zu fressen (weil sie nicht wissen, daß außer Spritze/Pinzette auch etwas anderes "Futter" bedeuten kann), und werden dies auch mit Schüsseln im Käfig nur sehr widerwillig tun. Mit der Zeit sollte man in immer größeren Abständen füttern, um die Vögel zu "entwöhnen". Hilfreich dabei kann sich bewegendes Futter, z.B. Mehl- oder Regenwürmer, sein, das ihr Interesse weckt.


 
Unterbringung der Vögel

Nestlinge sowie ausgesprochene Nesthocker (z.B. Mauersegler) setzt man am besten in einen der Größe des Vogels entsprechenden Karton, Korb o.ä., welcher mit Küchenpapier, Toilettenpapier, Heu oder, bei sehr jungen, noch nackten Vögeln, mit Wollsocken oder Watte (zwischen diese und den Vogel bitte ein Tuch legen, damit er sich nicht darin verwickelt oder Teile davon verschluckt!) ausgelegt sein sollte. Das so entstandene Nest ist sauber zu halten. Bei manchen Vogelarten sollte man weitflächig Zeitungpapier um das Nest herumlegen, da sie wahre Meister im Weitsch i e ßen sind (z.B.STARE)... Jungvögel, die schon aus"geflogen" sind und auf Stangen sitzen können (sie sind noch nicht flügge, haben aber schon alle Federn, sog. Ästlinge), setzt man in Käfige oder Kartons mit Drahtabdeckung, welche mit Zeitungspapier ausgelegt sein sollten (gilt für Meisen u.a.). Ausgesprochenen Bodenvögeln wie Rotkehlchen, aber auch Drosseln, sollte man eine Einstreu (Sand, Torf, Erde) zur Verfügung stellen, in der sie mit dem Schnabel herumstochern können. Jungen Greifvögeln und Eulen (auch Ästlinge) sollte man das Futter in schnabelgerechten Portionen reichen, d.h. Mäuse z.B. in vier Teile ("vierteilen", H.W.) zerschneiden.

Diese Kurzanleitung ist nicht als Aufforderung zu verstehen, jeden Jungvogel aufzulesen, den man findet! Sie ist für den "Ernstfall" gedacht, der nur dann eintritt, wenn ein schwach oder nicht befiederter Jungvogel nicht wieder ins Nest zurückgesetzt werden kann (weil es zu hoch hängt oder nicht auffindbar ist) oder längere Zeit (mindestens eine halbe Stunde beobachten!) kein Altvogel füttern kam und das Junge ausgekühlt und/oder matt ist.*  

Ein Vogel, der "nur" auf der Straße sitzt, sollte in den nächsten Busch gesetzt und aus angemessener Entfernung beobachtet werden, ob ein Altvogel füttern kommt oder ihn weglockt.


  Bei jungen Mauerseglern und Schwalben kann man davon ausgehen, daß sie aus dem Nest gefallen sind, wenn sie auf der Straße sitzen und offensichtlich nicht fliegen können, denn diese Vögel verlassen das Nest (im Gegensatz zu Meisen, Grasmücken, Drosseln, Greifvögeln, Eulen) voll flügge. Gründe für das verfrühte Aus-dem-Nest-Fallen können sein: starker Parasitenbefall (auch im Nistmaterial - Mehlschwalbennester halten den absoluten Parasitenrekord! Obwohl Blaumeisennester mit ihren kiloweise Flöhen auch nicht schlecht sind...), Nahrungsmangel wegen schlechtem Wetter, große Hitze.

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