© alle Fotos / Texte: Wildvogel Pflegestation
Marburg e.V.
seit 1989

Wenn Sie einen verletzten Vogel gefunden haben, setzen Sie diesen erst einmal in einen, seiner Größe entsprechenden Karton. Legen Sie vorher etwas weiches, wie z.B. ein altes Handtuch hinein. Ausgewachsene Wildvögel sind oft sehr Stressanfällig, jeder unnötige Sichtkontakt mit dem Menschen sollte daher vermieden werden. Stellen Sie den Karton an einen ruhigen Ort, und warten Sie, bis sich der Vogel etwas beruhigt hat. Versuchen Sie dann, dem Tier etwas Wasser anzubieten. Hierfür eignen sich gut Einwegspritzen, Sie können dem Vogel aber auch etwas Wasser über die Schnabelspitze träufeln. Je nach Zustand des Vogels können Sie versuchen, ihm etwas Futter anzubieten.

Falls vorübergehend kein Tierarzt erreichbar ist:

Untersuchen Sie den Vogel vorsichtig nach der Art der Verletzungen. Offene Bein - und Flügelbrüche sind meist leicht zu erkennen. hat der Vogel keine offensichtlich erkennbaren Verletzungen, schauen Sie ihn sich trotzdem genau an:

Hängt ein Flügel mehr herunter als der andere? Mögliche Ursachen: Flügelbruch, Prellung, kleine offene Wunden. Auch sehr kleine Wunden können dem Vogel im Sommer durch Fliegenmaden leicht zum Verhängnis werden. Werden diese nicht behandelt, fressen sich die Maden durch den Flügel und zerstören sehr bald die Sehnen und  die Muskulatur des Vogels.
Kann der Vogel auf beiden Beinen stehen, ist ein Bein oder Fuß dicker als das andere? Mögliche Ursachen: Beinbruch, Krallenbruch, offene entzündete Wunden.
Bei Brüchen versuchen Sie den Vogel so zu lagern, daß er nicht auf dem Bruch liegt. Offene, entzündete Wunden können Sie vorsichtig mit Betaisodonna (Apotheke) desinfizieren. Fliegenmaden und Eier sind unverzüglich abzusammeln.

Suchen Sie so bald wie möglich einen Tierarzt auf !!! 


Mitunter kann ein Vogel auch nicht stehen, weil er einfach zu schwach dazu ist. Tasten Sie vorsichtig das Brustbein ab, wenn es sehr hervorsteht, ist der Vogel abgemagert. Ist dies der Fall, obwohl keine anderen Verletzungen zu entdecken sind, kann Darmparasitenbefall hierfür die Ursache sein. Um dies festzustellen, sammeln Sie eine Kotprobe ein, und bringen diese zur parasitologischen Untersuchung zum Tierarzt, welcher Ihnen das entsprechende Entwurmungsmittel geben kann. Krabbeln an dem Vogel kleine Tiere herum, wie z.B. Milben oder Federlinge? Diese können mit einfachem Flohpuder für Katzen und Hunde beseitigt werden. Vorsicht: das Puder darf nicht in die Atemwege, Augen und offene Wunden gelangen! Ausserdem darf sich das Tier anschliessend erst einmal nicht das Gefieder putzen.
Ist der Vogel stark unterkühlt, machen Sie die Heizung an oder dem Tier eine Wärmflasche.

Es gibt natürlich noch viel mehr Ursachen für Verletzungen und Krankheiten, manche sind nur "Kleinigkeiten", sobald der Vogel z.B. entwurmt oder entmilbt ist, und er das richtige Futter bekommt, geht es ihm schon wieder besser. Oftmals sind die Verletzungen aber auch nur durch einen operativen Eingriff zu heilen.

In jedem Falle gilt: Suchen Sie einen Tierarzt auf !!! Viele Tierärzte im Raum Marburg behandeln Wildvögel kostenlos oder zum Selbstkostenpreis. Auch im Geflügelinstitut Gießen werden Wildvögel kostenlos oder zum Selbstkostenpreis behandelt.

Gehen Sie nicht davon aus, daß sich die Verletzung "irgendwie schon von selbst heilt", weil es ein Wildtier ist. Versuchen Sie, von sich  auszugehen: wenn Sie krank sind, brauchen Sie auch Hilfe und Medikamente, wenn Sie sich ein Bein oder einen Arm gebrochen haben, laufen Sie nicht fröhlich in der Gegend herum. Sie brauchen Wärme und nicht Minusgrade in einem zugigen Schuppen / Scheune.

Bewahren Sie die Ruhe, geraten Sie nicht in Panik!   
 

Nicht alle Vögel können gerettet werden, manchmal sind die Verletzungen so schwer, daß jede Hilfe zu spät kommt. Falls das Tier in Ihrer Obhut mehrere Stunden nach dem Fund stirbt, machen Sie sich keine Vorwürfe. Wahrscheinlich hätte hier niemand mehr helfen können, und Sie haben es wenigstens versucht. Manchmal ist ein Bein oder ein Flügel dermaßen verletzt, daß das Tier eingeschläfert werden muß. Versuchen Sie nicht, den Vogel um jeden Preis am Leben zu erhalten, Sie tun dem Tier damit keinen Gefallen, sondern verlängern nur seine Qualen. Entweder der Vogel ist irgendwann wieder so weit genesen, daß er mit gutem Gewissen in die Freiheit entlassen werden kann, oder er muß eingeschläfert werden.

Vögel mit einem Bein oder einem Flügel
gehören weder in die Natur noch in einen Käfig!

 

 

Erste Hilfe

Warum ?

Erkenntnisse

Futtertips für
alle Wildtiere