Wenn Sie einen verletzten Vogel gefunden haben, setzen
Sie diesen erst einmal in einen, seiner Größe
entsprechenden Karton. Legen Sie vorher etwas weiches,
wie z.B. ein altes Handtuch hinein. Ausgewachsene
Wildvögel sind oft sehr Stressanfällig,
jeder unnötige Sichtkontakt mit dem Menschen
sollte daher vermieden werden. Stellen Sie den Karton
an einen ruhigen Ort, und warten Sie, bis sich der
Vogel etwas beruhigt hat. Versuchen Sie dann, dem
Tier etwas Wasser anzubieten. Hierfür eignen
sich gut Einwegspritzen, Sie können dem Vogel
aber auch etwas Wasser über die Schnabelspitze
träufeln. Je nach Zustand des Vogels können
Sie versuchen, ihm etwas Futter
anzubieten.
Falls vorübergehend kein Tierarzt
erreichbar ist:
Untersuchen Sie den Vogel vorsichtig nach der Art
der Verletzungen. Offene Bein - und Flügelbrüche
sind meist leicht zu erkennen. hat der Vogel keine
offensichtlich erkennbaren Verletzungen, schauen Sie
ihn sich trotzdem genau an:
Hängt ein Flügel mehr herunter als der
andere? Mögliche Ursachen: Flügelbruch,
Prellung, kleine offene Wunden. Auch sehr kleine Wunden
können dem Vogel im Sommer durch Fliegenmaden
leicht zum Verhängnis werden. Werden diese nicht
behandelt, fressen sich die Maden durch den Flügel
und zerstören sehr bald die Sehnen und
die Muskulatur des Vogels.
Kann der Vogel auf beiden Beinen stehen, ist ein Bein
oder Fuß dicker als das andere? Mögliche
Ursachen: Beinbruch, Krallenbruch, offene entzündete
Wunden.
Bei Brüchen versuchen Sie den Vogel so zu lagern,
daß er nicht auf dem Bruch liegt. Offene, entzündete
Wunden können Sie vorsichtig mit Betaisodonna
(Apotheke) desinfizieren. Fliegenmaden und Eier sind
unverzüglich abzusammeln.
Suchen Sie so bald wie möglich
einen Tierarzt auf !!!
Mitunter kann ein Vogel auch nicht stehen, weil
er einfach zu schwach dazu ist. Tasten Sie vorsichtig
das Brustbein
ab, wenn es sehr hervorsteht, ist der Vogel abgemagert.
Ist dies der Fall, obwohl keine anderen Verletzungen
zu entdecken sind, kann Darmparasitenbefall hierfür
die Ursache sein. Um dies festzustellen, sammeln Sie
eine Kotprobe ein, und bringen diese zur parasitologischen
Untersuchung zum Tierarzt, welcher Ihnen das entsprechende
Entwurmungsmittel geben kann. Krabbeln an dem Vogel
kleine Tiere herum, wie z.B. Milben oder Federlinge?
Diese können mit einfachem Flohpuder für
Katzen und Hunde beseitigt werden. Vorsicht: das Puder
darf nicht in die Atemwege, Augen und offene Wunden
gelangen! Ausserdem darf sich das Tier anschliessend
erst einmal nicht das Gefieder putzen.
Ist der Vogel stark unterkühlt, machen Sie die
Heizung an oder dem Tier eine Wärmflasche.
Es gibt natürlich noch viel mehr Ursachen für
Verletzungen und Krankheiten, manche sind nur "Kleinigkeiten",
sobald der Vogel z.B. entwurmt oder entmilbt ist,
und er das richtige Futter bekommt, geht es ihm schon
wieder besser. Oftmals sind die Verletzungen aber
auch nur durch einen operativen Eingriff zu heilen.
In jedem Falle gilt: Suchen Sie einen Tierarzt
auf !!! Viele Tierärzte im Raum Marburg behandeln
Wildvögel kostenlos oder zum Selbstkostenpreis.
Auch im Geflügelinstitut Gießen werden
Wildvögel kostenlos oder zum Selbstkostenpreis
behandelt.
Gehen Sie nicht davon aus, daß sich die Verletzung
"irgendwie schon von selbst heilt", weil es ein Wildtier
ist. Versuchen Sie, von sich auszugehen: wenn
Sie krank sind, brauchen Sie auch Hilfe und Medikamente,
wenn Sie sich ein Bein oder einen Arm gebrochen haben,
laufen Sie nicht fröhlich in der Gegend herum.
Sie brauchen Wärme und nicht Minusgrade in einem
zugigen Schuppen / Scheune.
Bewahren Sie die Ruhe, geraten
Sie nicht in Panik!
Nicht alle Vögel können
gerettet werden, manchmal sind die Verletzungen so schwer,
daß jede Hilfe zu spät kommt. Falls das Tier
in Ihrer Obhut mehrere Stunden nach dem Fund stirbt,
machen Sie sich keine Vorwürfe. Wahrscheinlich
hätte hier niemand mehr helfen können, und
Sie haben es wenigstens versucht. Manchmal ist ein Bein
oder ein Flügel dermaßen verletzt, daß
das Tier eingeschläfert werden muß. Versuchen
Sie nicht, den Vogel um jeden Preis am Leben zu erhalten,
Sie tun dem Tier damit keinen Gefallen, sondern verlängern
nur seine Qualen. Entweder der Vogel ist irgendwann
wieder so weit genesen, daß er mit gutem Gewissen
in die Freiheit entlassen werden kann, oder er muß
eingeschläfert werden.
Vögel
mit einem Bein oder einem Flügel
gehören weder in die Natur noch in einen Käfig!
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