Nachdem man den Jungvogel mehr oder weniger mühselig
auf eine gewisse Größe gebracht hat, und
dieser schon auf einem Ast sitzen, kleine Strecken
fliegen kann, und immer öfter und immer mehr
Futter verlangt, stellt sich dem Pfleger irgendwann
die Frage: Frißt der Vogel eigentlich auch mal
irgendwann selbst? Irgendwie scheint er gar kein Interesse
daran zu haben, man geht an den Käfig und wird
permanent angebettelt, das hungrige Kerlchen doch
endlich endlich mit Futter zu versorgen, dabei hat
man doch die leckersten Futterangebote im Käfig
verteilt, welche der Vogel eigentlich in der Natur
auch fressen müßte.
Raubt Ihnen der Vogel irgendwann den letzten Nerv,
und sie fragen sich im Stillen, ob das jetzt bis ans
Ende seines Vogellebens so weitergehen soll - und
ob es wirklich so eine gute Idee war, ihn vor ein
paar Wochen einzusammeln?
Wenn der Vogel und Sie oben genannte Merkmale aufweisen,
sind sie schon ein gutes Stück weiter. Dann haben
Sie ungefähr den Status erreicht, den die Vogeleltern
in der Natur auch haben, wenn sie die Jungen aus dem
Nest locken, um ihnen das große Futterangebot
in der Natur zu zeigen. Wenn Sie großes Glück
haben, frißt der Vogel relativ zügig von
selbst aus dem Napf, meist bedarf es jedoch eines
kleinen Anreizes, damit er überhaupt auf die
Idee kommt, selber zu fressen.
Hierfür braucht der Jungvogel:
-
Ein gewisses Hungergefühl [ständig pappsatte
Vögel sehen bestimmt keinen Sinn darin, noch
mehr zu essen]
-
Futter, welches sich etwas bewegt [also Lebendfutter
wie z.B. Mehlwürmer und Fliegenmaden]
-
Insektenfettfutter / eingeweichtes, aufgequollenes
Körnerfutter [je nach Vogelart] und tote Insekten
wie Heimchen, Mehlwürmer und Fliegenmaden [einfrieren
und nach Bedarf auftauen]
-
Einen nervenstarken Pfleger, der nicht sofort jedem
Betteln des dem vermeintlich des Hungertode nahen
Vogels erliegt.
Bevor Sie mit der Entwöhnung anfangen, sollten
Sie noch einmal ganz genau den Gesundheits - und Ernährungszustand
des Vogels überprüfen.
- Ist der Vogel gut im Futter? [ Brustbein
abtasten]
- Macht er einen wachen Eindruck [oder sitzt er oft
mit geplustertem Gefieder und / oder hängendem
Kopf herum?]
- Setzt er genügend Kot in normaler Konsistenz
ab?
Wenn Sie den Eindruck haben, daß
der Vogel Fit ist, schreiten Sie zu Plan B:
Sie stellen Vogel und Käfig an einen ruhigen
Ort, bzw. in einen hellen Raum, in dem so gut wie
kein Publikumsverkehr herrscht. Der Käfig sollte
oben und zur Hälfte mit einem leichten Tuch abgedeckt
sein, damit der Vogel sich verstecken kann [sollte
er generell sowieso sein, und nicht nur zur Entwöhnung]
Dann stellen Sie eine kleine, für Mehlwürmer
und Fliegenmaden ausbruchssichere Schale in den Käfig
und füllen diese erst einmal mit den toten Insekten,
bzw. den anderen Futtermischungen. Sie füttern
den Vogel ab sofort einmal wie gewohnt mit der Futterspritze,
beim nächsten Mal mit einer stumpfen Pinzette
direkt aus dem Napf in den Vogelschnabel. [Sollten
Sie den Vogel bereits die ganze Zeit mit einer Pinzette
direkt aus einem, für den Vogel in Sichtweite
stehenden Napf gefüttert haben, können Sie
diesen Punkt überspringen.] Füttern Sie
den Vogel auch bei der, evtl. anfangs etwas mühseligen
Pinzettenfütterung, bis er satt ist. Es ist zwar
nicht dramatisch, sondern sogar wünschenswert,
wenn gut genährte Vögel ein wenig abnehmen,
und sich somit ein leichtes Hungergefühl einstellt,
jedoch muß man bei "Zärtlingen"
wie Hausrotschwänzchen, Rotkehlchen, Schnäppern
etc., aber auch Meisen sehr aufpassen, daß sie
nicht in windeseile radikal abnehmen [ein - zweimal
tägliches Brustbein
abtasten reicht eigentlich, um den Ernährungszustand
im Auge zu behalten] Wenn Sie Glück haben, hat
der Vogel es an diesem Punkt bereits begriffen, und
nach ein paar Tagen selbst aus dem Napf gefressen.
Falls nicht, versuchen Sie das Gleiche mit lebenden
Insekten. Tippen Sie zwischendurch mit der Pinzette
im Napf herum, für den Vogel sieht es so aus,
als würden Sie mit Ihrem "Schnabel"
im Essen herumstochern, irgendwann versucht er es
auch. Vergrößern Sie die Fütterungsabstände,
lassen Sie den Vogel zwischendurch ruhig einmal 3
Stunden "hungern", anschließend füttern
Sie ihn mit der Pinzette, bis er richtig satt ist,
und dann im normalen Futterturnus weiter. Wie so oft
gilt auch bei der Entwöhnung
Bisher hat jeder gesunde Vogel irgendwann
angefangen, sich selbst aus dem Napf zu ernähren
[außer Mauersegler, auch bei Schwalben ist es
nicht so einfach - siehe
Auswilderung]
Sobald der Vogel frißt, bieten Sie ihm eine
ausgewogene Futtermischung an [nicht ausschließlich
Mehlwürmer und Fliegenmaden, auch wenn sie so
günstig zu beschaffen sind!]. Sie brauchen ihm
übrigens nicht das Fliegen beizubringen, um dieses
zu trainieren, braucht er lediglich einen genügend
großen und sicheren Freiraum für seine
Flugübungen [womit nicht der herkömmliche
08/15 Wellensittichkäfig gemeint ist...]
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