© alle Fotos / Texte: Wildvogel Pflegestation
Marburg e.V.
seit 1989

Nachdem man den Jungvogel mehr oder weniger mühselig auf eine gewisse Größe gebracht hat, und dieser schon auf einem Ast sitzen, kleine Strecken fliegen kann, und immer öfter und immer mehr Futter verlangt, stellt sich dem Pfleger irgendwann die Frage: Frißt der Vogel eigentlich auch mal irgendwann selbst? Irgendwie scheint er gar kein Interesse daran zu haben, man geht an den Käfig und wird permanent angebettelt, das hungrige Kerlchen doch endlich endlich mit Futter zu versorgen, dabei hat man doch die leckersten Futterangebote im Käfig verteilt, welche der Vogel eigentlich in der Natur auch fressen müßte.

Raubt Ihnen der Vogel irgendwann den letzten Nerv, und sie fragen sich im Stillen, ob das jetzt bis ans Ende seines Vogellebens so weitergehen soll - und ob es wirklich so eine gute Idee war, ihn vor ein paar Wochen einzusammeln?

Wenn der Vogel und Sie oben genannte Merkmale aufweisen, sind sie schon ein gutes Stück weiter. Dann haben Sie ungefähr den Status erreicht, den die Vogeleltern in der Natur auch haben, wenn sie die Jungen aus dem Nest locken, um ihnen das große Futterangebot in der Natur zu zeigen. Wenn Sie großes Glück haben, frißt der Vogel relativ zügig von selbst aus dem Napf, meist bedarf es jedoch eines kleinen Anreizes, damit er überhaupt auf die Idee kommt, selber zu fressen.

Hierfür braucht der Jungvogel:

  • Ein gewisses Hungergefühl [ständig pappsatte Vögel sehen bestimmt keinen Sinn darin, noch mehr zu essen]
  • Futter, welches sich etwas bewegt [also Lebendfutter wie z.B. Mehlwürmer und Fliegenmaden]
  • Insektenfettfutter / eingeweichtes, aufgequollenes Körnerfutter [je nach Vogelart] und tote Insekten wie Heimchen, Mehlwürmer und Fliegenmaden [einfrieren und nach Bedarf auftauen]
  • Einen nervenstarken Pfleger, der nicht sofort jedem Betteln des dem vermeintlich des Hungertode nahen Vogels erliegt.

 

Bevor Sie mit der Entwöhnung anfangen, sollten Sie noch einmal ganz genau den Gesundheits - und Ernährungszustand des Vogels überprüfen.

  • Ist der Vogel gut im Futter? [ Brustbein abtasten]
  • Macht er einen wachen Eindruck [oder sitzt er oft mit geplustertem Gefieder und / oder hängendem Kopf herum?]
  • Setzt er genügend Kot in normaler Konsistenz ab?

 

Wenn Sie den Eindruck haben, daß der Vogel Fit ist, schreiten Sie zu Plan B:

Sie stellen Vogel und Käfig an einen ruhigen Ort, bzw. in einen hellen Raum, in dem so gut wie kein Publikumsverkehr herrscht. Der Käfig sollte oben und zur Hälfte mit einem leichten Tuch abgedeckt sein, damit der Vogel sich verstecken kann [sollte er generell sowieso sein, und nicht nur zur Entwöhnung]

Dann stellen Sie eine kleine, für Mehlwürmer und Fliegenmaden ausbruchssichere Schale in den Käfig und füllen diese erst einmal mit den toten Insekten, bzw. den anderen Futtermischungen. Sie füttern den Vogel ab sofort einmal wie gewohnt mit der Futterspritze, beim nächsten Mal mit einer stumpfen Pinzette direkt aus dem Napf in den Vogelschnabel. [Sollten Sie den Vogel bereits die ganze Zeit mit einer Pinzette direkt aus einem, für den Vogel in Sichtweite stehenden Napf gefüttert haben, können Sie diesen Punkt überspringen.] Füttern Sie den Vogel auch bei der, evtl. anfangs etwas mühseligen Pinzettenfütterung, bis er satt ist. Es ist zwar nicht dramatisch, sondern sogar wünschenswert, wenn gut genährte Vögel ein wenig abnehmen, und sich somit ein leichtes Hungergefühl einstellt, jedoch muß man bei "Zärtlingen" wie Hausrotschwänzchen, Rotkehlchen, Schnäppern etc., aber auch Meisen sehr aufpassen, daß sie nicht in windeseile radikal abnehmen [ein - zweimal tägliches Brustbein abtasten reicht eigentlich, um den Ernährungszustand im Auge zu behalten] Wenn Sie Glück haben, hat der Vogel es an diesem Punkt bereits begriffen, und nach ein paar Tagen selbst aus dem Napf gefressen.

Falls nicht, versuchen Sie das Gleiche mit lebenden Insekten. Tippen Sie zwischendurch mit der Pinzette im Napf herum, für den Vogel sieht es so aus, als würden Sie mit Ihrem "Schnabel" im Essen herumstochern, irgendwann versucht er es auch. Vergrößern Sie die Fütterungsabstände, lassen Sie den Vogel zwischendurch ruhig einmal 3 Stunden "hungern", anschließend füttern Sie ihn mit der Pinzette, bis er richtig satt ist, und dann im normalen Futterturnus weiter. Wie so oft gilt auch bei der Entwöhnung


Brwahren Sie die Ruhe !

Bisher hat jeder gesunde Vogel irgendwann angefangen, sich selbst aus dem Napf zu ernähren [außer Mauersegler, auch bei Schwalben ist es nicht so einfach - siehe Auswilderung]

Sobald der Vogel frißt, bieten Sie ihm eine ausgewogene Futtermischung an [nicht ausschließlich Mehlwürmer und Fliegenmaden, auch wenn sie so günstig zu beschaffen sind!]. Sie brauchen ihm übrigens nicht das Fliegen beizubringen, um dieses zu trainieren, braucht er lediglich einen genügend großen und sicheren Freiraum für seine Flugübungen [womit nicht der herkömmliche 08/15 Wellensittichkäfig gemeint ist...]

 

Fundvogel

Aufzucht

Füttertechnik

Entwöhnung

Auswilderung