© alle Fotos / Texte: Wildvogel Pflegestation
Marburg e.V.
seit 1989

Es begab sich aber zu der Zeit...

Im Mai 1989 fanden sich ein paar Leute zusammen, um den Verein mit dem in der Überschrift in voller Länge prangenden Titel ins Leben zu rufen. Einige waren Biologie-Studenten und Doktoranden der Philipps-Universität Marburg, und einige waren ganz normale Leute, die einfach Tiere mochten, ohne dafür studieren zu gehen.

Es gab die vereinsübliche Gründungssitzung (im Knubbel-Center) und viel Amts-Gerenne, eine echte Satzung mit echtem Siegel, und schließlich die Gemeinnützigkeit (noch mehr Gerenne und Geformularausfülle) und was es noch so alles braucht, um ein echter gemeinnütziger Verein mit richtig viel Vereinsmeierei zu sein.

    Immer mal wieder haben einige Leute versucht, den Verein auf die Meierei runterzudrücken, als ob es der alleinige Zweck eines Vereins wäre, zu meiern (Entschuldigung an dieser Stelle an alle, die "Meier" heißen und wirklich nette Leute sind!). Nein, die Wildvogel-Pflegestation wurde original gegründet, um verletzte oder unselbständige Wildvögel artgerecht zu pflegen und wieder freizulassen. Und um die Bevölkerung zu informieren, was das Zeug hält.

Viele Menschen, die einen verletzten oder jungen Vogel anbringen, haben damit den ersten realen Kontakt zur echten Natur geknüpft. Entsprechend sind sie emotional aufgewühlt und fühlen sich verantwortlich für das Tier. Die Vogelpflegestation versucht einerseits, die Finder möglichst umfassend zu informieren, andererseits zu verhindern, daß aus falsch verstandener Tierliebe sämtliche Jungvögel der Umgebung "gerettet" werden, um anschließend in der Station zu landen. Bei aller Tierliebe und allem Spezialwissen können die Mitglieder der Station nicht die echten Vogeleltern ersetzen und sollten also nur letzte Möglichkeit zur Rettung bleiben!

Unser   Vorstand :

1. Vorsitzende 2. Vorsitzender Schriftführung Kasse
Wolfgang Gruszka Reinhard Eckstein Ilse Kessler

Also, seit der Gründung 1989 sind natürlich viele Dinge passiert:

  • durch die Vermittlung von Frau Prof. Dr. Ch. Buchholtz wurden Volieren am Tierhaus des FB Biologie zur Verfügung gestellt, zuerst drei, später sechs. 1993 wurde der Platz zur Erweiterung des Tierhaus-Gebäudes benötigt. Vorübergehend standen uns deshalb leerstehende Arbeitsgruppen-Volieren auf der anderen Seite des Gebäudes zur Verfügung, und der Neubau im Botanischen Garten befand sich in voller Planung. Im November 1993 ging's dann mit dem Neubau los, zog sich aber wegen Geldmangel bis zur Fundamentserrichtung am 4.3.1995 hin. Die alten Teile der Volieren sind uns vom FB Biologie zum Neubau gespendet worden und wurden flugs zu diversen Notvolieren zusammengebaut. Heute geben sie z.B. die Türen und einige Zwischenwände des Neubaus ab.

  • 1994 hatten wir einen Einbruch an der Notvoliere (schon auf dem späteren Baugelände) zu verzeichnen, der einem gerade einsitzenden flugunfähigen Bussard das Leben kostete. Der Vogel wurde 3 Tage später tot aufgefunden.

  • jedes Jahr wurden bis zu 200 Vögel gepflegt, die Zusammenarbeit mit der Geflügelklinik in Gießen und den Tierärzten des Landkreises wurde immer stärker zum Nutzen der gefiederten Patienten ausgebaut. Die Pflegestation war auch "Musterpatient" für einige Behandlungsformen , die bisher aus Mangel an kompetenter Pflege noch nicht von den Tierärzten angewendet worden sind.

  • in 1993 lag die Mitgliederzahl noch bei 30 Leuten, 1999 knapp beim Doppelten.

  • seit März 1994 ist die "Amtsperiode" für Pöstcheninhaber nicht mehr 1 Jahr, sondern 2 Jahre. Dies hat den Vorteil einer größeren Kontinuität in der Leitung und ist eine direkte Antwort auf den Volierenbau und andere "dauerhafte" Entscheidungen, die die Pflegestation sozusagen "immobil" machen. Diese Immobilität wurde aufgehoben durch die Spende eines Renault Rapid und später durch den Erwerb seines Nachfolgers, dem unverwechselbaren grünen Pflegestations-Bus

  • 1995 wurde eine BSHG19-Stelle zur Versorgung der immer größer werdenden Vogelmassen eingerichtet. Leider (wie solche Stellen es an sich haben) lief sie nach einem Jahr wieder aus - wünschenswert wäre eine Dauerstelle, die der Verein aber bei der momentanen Finanzlage nicht ohne große Hilfe realisieren kann.

  • 1998 kam schließlich die Homepage der Station ins Netz, und sie wird so gut vom Publikum angenommen, daß neben den schon vorhandenen Flugblättern "Fütterung" usw. auch eine eigene "Auswilderungs"-Seite und eine Link-und Telefonliste aller bekannten Stationen in der Bundesrepublik bereitgestellt wurden. Ein Ausbau ins Bodenlose ist natürlich - wie immer bei ehrgeizigen Projekten - vorgesehen ;-)

  • Erreicht wurden also bisher die Vereins-Ziele

    • Errichtung und Unterhaltung einer Vogelauffang- und Pflegestation für die kurzfristige Aufnahme und baldigstmögliche Wiederfreilassung erkrankter, verletzter oder hilflos aufgefundener Wildvögel

    • Zusammenarbeit mit allen Organisationen und Stellen, die ähnliche oder gleiche Ziele verfolgen, (die zum Beispiel zu veränderten Behandlungsmethoden diverser Verletzungen und Brüche bei Greifvögeln / Eulen geführt haben)

    • und zusätzlich die möglichst umfassende Informierung der Öffentlichkeit darüber, was ein Vogel überhaupt ist und wann die oben postulierte "Hilflosigkeit" tatsächlich zutrifft (was im Vereinsziel als (Pflege und) "Erhaltung der gesamten einheimischen Vogelwelt im Sinne des Natur- und Tierschutzes" verankert ist.

  • Nun geht es drum, die schon erreichten Ziele zu halten. Die Einrichtung einer festen Arbeitsstelle ist ein möglicher und auch sinnvoller Weg, denn das derzeitige Pflege-Angebot wird nur von einigen wenigen ehrenamtlich tätigen Leuten aufrecht erhalten, und deren Verfügbarkeit kann von heute auf morgen aus sozialen Gründen vorbei sein.

Vorstellung

Geschichte