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Fortsetzung
Schwämme sind sämtlich Wasserbewohner, die niemals auch nur einen Augenblick aus dem Wasser genommen werden dürfen. Sie entnehmen die von ihnen benötigten tierischen und pflanzlichen Mikroorganismen dem natürlichen Wasser. Besonders das Süßwasser kann man gegebenenfalls durch Schlammzusatz und Infusorien anreichern. Cidaris nimmt namentlich auch Diatomeen, die von den Scheiben abgekratzt werden (452).
[Mayland 79] Schwämme sind Filtrierer, die auf Schwebepartikel im Wasser angewiesen sind. Wenn überhaupt in Gefangenschaft, so können sie sich nur in alteingerichteten Becken halten, deren Tierbesatz sehr niedrig ist. Stark bewegtes Wasser ist ihr Feind. Manche Schwämme sind unempfindlich gegenüber Verschmutzungen und Verstopfung der Poren, andere Arten reagieren sehr empfindlich. Wenige Arten lieben pralles Licht, die meisten wollen Schatten.
Eine "Fütterung" im engeren Sinne entfällt meistens, zumal viele Arten Parasiten sind: Ihre Kultur ist allenfalls im Brutschrank mit besonderen Nährlösungen möglich, welche gleichzeitig das gewohnte Milieu ersetzen. Auch viele freilebende Arten nehmen Stoffe aus ihrem Lebensraum osmotisch auf, womit ebenfalls der Begriff eines, "Futters" im eigentlichen Sinne entfällt. Die Technik der Sterilzüchtung, Reinkulturen und so weiter gehört ebenfalls nicht in den Rahmen dieses Taschenbuches. Wir beschränken uns daher auf einige Nährlösungen und auf die Haltung einiger weniger Formen als Futtertiere.
Schrifttum
Die Haltung ist grundsätzlich danach verschieden, ob eine Art autotroph ist, das heißt mittels Chlorophylls zu assimilieren vermag oder heterotroph ist. Nur die erste Gruppe kann mittels anorganischer Nährlösungen, welche alle lebenswichtigen Elemente enthalten, in Kultur gehalten werden. Die anderen leben selbst von Mikroorganismen, anderen Protozoenarten, Bakterien, Algen und organischen Partikeln.
Nachstehend drei vielbenutzte Lösungen:
1. | 2. | 3. |
Nährlösung nach Knop: | Nährlösung nach Benecke: | Speziell für Meeresprotozoen: Allensche Nährlösung: |
Diese Lösung auf 0,05 % oder noch stärker zu verdünnen. |
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1. 5%ige Lösung von KNO3, 2. 4,0 Gramm Na2HPO4. 3. 4,0 Gramm CaCl2, |
Letztere Wassermenge in 3 gleiche Teile zu teilen, in jede eine der 3 Salzlösungen. Dann 2 in 3 gießen, dann Salzsäure, zum Schluß Eisenchlorid. Fertige Lösung: 1 Liter Seewasser und 2 ccm Lösung von Lösung 1 und 1 ccm von Lösung 2. Entstehenden Niederschlag absetzen lassen.
Fressende Formen werden mit grünen, autotrophen Urtieren gehalten, was die Haltung erleichtert. Dieser "Grünfutterdiät" steht die "Fleischdiät" gegenüber. Sie besteht besonders aus sich osmotisch ernährenden Urtieren, Hefepilzen und so weiter. Daneben kann auch koaguliertes Eigelb, Eiweiß oder Stärke in feinster Verteilung versucht werden. Eine Kultur kann auch mehrgliedrig aufgebaut werden, indem zum Beispiel eine Art als Futter für die zweite, diese als Futter für eine dritte dient.
Als autotrophe Nahrung sind für Süßwasserprotozoen geeignet: Chlorogonium, Gonium, Chlamydomonaden, Euglena viridis, kleine Diatomeen. Heterotrophe Nahrung sind unter anderem: Polytoma, Saccharomycesarten, Colpidium, Colpoda.
Als Futtertiere besonders die Gattung Paramaecium. Als Ausgangspunkt einer Zucht kann etwas Fleisch, besonders Muschelfleisch verwendet werden; fauler Salat mit den sich entwickelnden Bakterien, auch Gonium und Chlorogonium als Beutetiere. Aber auch einfache Heu- oder Grasaufgüsse liefern gute Kulturen.
Paramaecium caudatum liebt weiches, abgestandenes Wasser. Man kann hier getrocknete Kohlrübenschnitzel ansetzen (508), die nach 14 Tagen bei günstiger Temperatur ein Optimum der Entwicklung zeitigen. Lösung von Liebigs Fleischextrakt in destilliertem Wasser 0,025 % oder 0,0125 %, eventuell Neutralisierung durch zugesetzte Sodalösung. Auch Züchtung auf festem Agar nach Knop (0,5 - 1,0 Gramm Agar, 0,05 Gramm vierprozentige Knoplösung [siehe oben], hinzu Soda bis zur ganz schwach alkalischen Reaktion). - Reinkulturen für Laboratoriumszwecke durch Impfung steriler Flüssigkeit mit einem bestimmten Nährbakterium möglich, ebenso Reinkultur mit abgetöteten Bakterien.
Auch 3 Kilogramm Gartenerde mit 3 Liter Leitungswasser über 2 Stunden lang kochen, absetzen, filtrieren und keimfrei halten. 2,5 bis 10%ig zu geben. Auch Zusatz von Phosphaten ist bekömmlich, zur Massenzucht kann auch etwas Taubendung beigegeben werden. Heuaufgüsse lassen sich mit etwas Mahlfleisch und Semmeln anreichern. Auch stark verdünnte Dunglösung mit faulem Laub. Die sich bildende Infusorienhaut an der Oberfläche wird abgeschöpft und verfüttert.
-[NT2-83]- Ansatz für Eipulver-Kulturen: 2-l-Glas mit Regenwasser, ein haselnußgroßes Klümpchen Eipulver gut verrühren. Zu viel Pulver gibt Jauche statt Infusorien. Nach 8 Tagen sind die Infusorien mit bloßem auge zu erkennen und zur Fütterung verwertbar. Wegen der Menge benötigten Futters empfiehlt sich, zwei Kulturen anzusetzen
Kultur von Coleps uncinatus vermehrt sich besonders in alkalischem Wasser. Sie kann aber als Laichzerstörer wirken.
G.Gantschnigg@raptor.ruhr.de : "Protogen-Granulat" ist ein im Handel erhältlicher Trockenansatz für Einzeller-Kulturen.
Mal davon abgesehen, daß das "Protogen" sehr günstig ist, ist es auch sehr leicht in der Anwendung.
Am einfachsten ist es, das Granulat einfach ins Aufzuchtbecken zu geben. Wenn man allerdings einen Daueransatz haben will, wird es ein bischen aufwendiger.
Dann nimmt man am besten ein Einkochglas, füllt es zu 2/3 mit Aquarienwasser und gibt ca. einen halben Teelöffel Granulat dazu.
Nach 24h wird der Ansatz das erste Mal gefüttert, und zwar mit einigen Tropfen Kondens- oder Vollmilch. Nach einigen Stunden ist der "Milchnebel" verschwunden, dann wird wieder gefüttert.
Nach ca. 2-3 Tagen sieht man am Boden des Glases weißen "Bodennebel" das sind dann die Einzeller. Die kann man jetzt einfach mit einer Pipette oder einem dünnen Schlauch absaugen und an die Jungfische verfüttern.
Bei dieser Fütterungsart ist allerdings eine gute Filterung des Aufzuchtbeckens unerläßlich. Die besten Erfahrungen dabei habe ich mit dem "Tetra-Brillant" gemacht.
Freilebende Grünalgen (Chlamydomonas, Eudorina, Euglena, Gonium, Chlorogonium und andere): Nährlösung nach Knop oder Benecke.
Euglena viridis gedeiht noch besser in einer Lösung:
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Volvox, Synura ua. auch mit Torfagar nach von Wettstein:
1. |
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2. | 250 g Torf mit 1 Liter Wasser einige Stunden aufkochen und filtrieren. Filtrat eventuell noch etwas verdünnen bis hell kaffeebraun. Lösung 1 und 2 zu gleichen Teilen mischen, zu je 1000 Gramm Lösung 5 - 10 Gramm Agar (457). |
Parasitisch lebende Geißeltierchen können nur im Wirt selbst oder in bestimmten Blutagarlösungen kultiviert werden, bei denen es sich um keine Fütterung im eigentlichen Sinne handelt.
Das gleiche gilt für die Sporentierchen (Sporozoa). Malariaparasiten (Plasmodium malariae) wenigstens eine Weile bei 40º in 1,0 Gramm sterilem Blut mit 0,1 Gramm 50%iger steriler Dextroselösung haltbar.
Wurzelfüßler (Rhizopoda): Sonnentierchen (Heliozoa): Actinospaerium wird in Teichwasser gehalten und bekommt alle 1 - 3 Tage Infusorien: Paramaecium Stentor, Colpidium. Actinophrys: Knopsche Nährlösung und Gonium oder Chlorogonium (459).
Amöben (Amoebina): Etwas Heu oder Stroh, Gartenerde, Pferdedünger oder Jauche mit reichlich abgestandenem Wasser versetzen. Diese Flüssigkeit dient zur Zucht wie auch abgekocht als Nahrung. Feste Nährböden in vielen Zusammensetzungen, besonders für kleinere Arten wie Vahlkampia und andere:
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Dazu etwas Sodalösung bis zur neutralen oder schwach alkalischen Reaktion.
Oder eine Lösung:
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Dazu Soda wie angegeben.
Auch Heuabkochungen mit Agar, Nutroseagar, Somatoseagar oder Wittepeptonagar (1 - 2 Gramm auf 1,5 Gramm Agar und 100 ccm Wasser).
Salpeteramöben (Amoeba nitrophila): Auf gereinigtem Agar mit 0,2 prozentigem (NH4) NaHPO4 + 4 H20 und 0,5% CaCl2. Beimpfung mit entsprechenden Bakterien: Bacterium coli, fluorescens und anderen führt zu verstärkter Vermehrung der Amöben. Große Süßwasseramöben eventuell in Teichwasser mit Zusatz von etwas Hühnereiweiß.
Schalenamöben (Thecamoebae): Urschälchen (Arcella), Difflugia und andere): Teichwasser filtriert mit Beneckelösung (0,01%), dazu grüne Geißeltierchen (Eudorina, Gonium, Chlorogonium). Chlamydophrys und andere Arten auch auf festem Nährboden wie Nacktamöben.
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Ende Text, weiter mit dem Literaturverzeichnis