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KRIECHTIERE UND LURCHE (Reptilia, Amphibia)

Durchgesehen und ergänzt von Dr. WERNER LADIGES

AUFRUF ZUR FACHLICHEN MITHILFE!

Das Kapitel Reptilien und Amphibien ist insgesamt stark veraltet. Es ist generell besser, ein Reptil, dessen Nahrung man nicht kennt, hungern zu lassen, bis genauere artspezifische Informationen vorliegen, anstatt einfach "irgendwas" hinein zu stopfen. Ersatznahrung aus eingeweichten Brötchen und ähnlichen Dingen sollte absolut keinem Tier gereicht werden, nicht mal als Notlösung. Ich bitte um sofortige mail, falls euch beim Lesen eine nach heutigem Kenntnisstand grob falsche Fütterungsanweisung auffällt - am besten gleich mit Informationen, wie man es richtig macht. Die Aktualisierung der Seite wird dann innerhalb der nächsten drei Werktage vorgenommen.

Generell ist bei der Haltung von wechselwarmen Tieren zu beachten, dass die Verdauung der aufgenommenen Nahrung nur stattfinden kann, wenn die Umgebungstemperatur hoch genug ist. Bei zu niedrigen Temperaturen kann der Darminhalt in Fäulnis übergehen und das Tier töten. Bei (Trocken-) pflanzenfressenden Reptilien ist ausserdem besonders auf artgemässe und nicht zu gehaltvolle Nahrung zu achten, da diese häufig mit Hilfe von Bakterienkulturen im Darm aufgeschlossen wird und fehlerhafte Ernährung die Darmflora verändert. Die "Einheitsmischungen" sollte man den Pflanzenfressern nicht mal im Notfall verabreichen, da die Schäden sehr lange unbemerkt bleiben können und das Tier oft erst nach Jahren an Folgen der Fehlfütterung stirbt.

EINARBEITUNG NEUERER LITERATUR:

Zimniok, K. (1988): Echsen. Lehrmeister-Bücherei 170, Albrecht Philler Verlag Minden -[ZIMN88]-

Obst, F.J.: Wasser- und Landschildkröten. In: Cogger, Harold & Richard Zweifel (1992): Reptilien & Amphibien, Jahr Verlag Hamburg [CZ92]

Peters, Günther: Ordnung Testudines. In: Urania Tierreich (1991) Band Fische, Lurche, Kriechtiere. Urania Verlag Leipzig [Urania Tierreich 1991]

SIGS - Schildkröten-Interessengemeinschaft Schweiz und SIG Bremen & Umzu: Merkblätter und Homepages zur Fütterung und Haltung von Landschildkröten (Link im Kapitel "Schildkröten")


Ein auf die Haltung aller Kriechtiere und Lurche eingerichteter Terrarienbetrieb benötigt je nach Besetzung die folgenden Zuchten beziehungsweise Dauerlieferungen:

Enchyträen (458) Essigälchen Regenwürmer Tubifex
Wachsmadenraupen und -motten Fliegenmaden mehrerer Arten Taufliegen Mehlwürmer
Wanderheuschrecken Schaben Mückenlarven Stabheuschrecken Wiesenplankton
Wasserschnecken Landschnecken Süßwassermuscheln Miesmuscheln
Weißfische Guppies Frösche und Kaulquappen* Kröten* Eidechsen*
Vögel: Tauben, Hühner, Küken, Eier, Kleinvögel
Mäuse verschiedener Arten Ratten Goldhamster Meerschweinchen Kaninchen
Salat Tradeskantien Eichenlaub Kohl Heu, Klee, Luzerne
Brombeerlaub Efeulaub Reis Haferflocken
Obst Bananen

* Hierbei ist Rücksicht darauf zu nehmen, daß geschützte Arten nicht verwendet werden


Krokodile (Crocodylia)

Jungtiere: Je nach Größe täglich, später jeden 2. oder 3. Tag Regenwürmer Frösche oder Fleisch, vor allem aber Süßwasserfische. Größere Exemplare Kleinsäuger, die tot, aber zweckmäßig körperwarm temperiert gereicht werden.


Schlangen (Ophidia)

Kleine und mittelgroße Arten bekommen alle 1 - 2 Wochen Nahrung angeboten, in der warmen Jahreszeit häufiger, in der kalten je nach den Verhältnissen seltener. Auch bei tropischen Arten sind gelegentliche Fastenperioden an sich kein ungünstiges Zeichen. Große Arten bekommen alle 1 - 2 Monate Nahrung und können auch bis zu einem Jahr fasten. Zwangsfütterung unter Umständen besser mit Kanüle und Klystierspritze als nach der Methode des Stopfens und zeitweisen Abbindens (505). Aber nur im äußersten Notfall überhaupt anzuwenden! Lebendfütterung ist nach Eingewöhnung für viele Arten entbehrlich. Besonders die ihre Beute lebend oder nach Erwürgung schlingenden Arten töten unter den Bedingungen der Gefangenschaft oft keineswegs so schnell wie in Freiheit. Tote Tiere werden in vielen Zoologischen Garten (San Diego, Rotterdam, Antwerpen und andere) als befriedigender Ersatz gereicht. In vielen Fällen genügt es, Fleischstücken den Geruch beziehungsweise Geschmack der natürlichen Beute zu geben: Aufsetzen eines Frosches auf Fleisch oder Reiben an demselben. Fleisch wird auch, mit Ameiseneiern gemengt, in Kugeln genommen (578), eventuell nachdem ein durch eine Glasscheibe sichtbar gemachter, springender Frosch als "Lockvogel" gedient hat. Tote Beutetiere können auch durch Injektionen (Traubenzucker, Vigantol, Vicotrat, Protovit) angereichert werden. Jungtiere bekommen je nach Größe kleine Schlammwürmer wie Regenwürmer, Insekten, Kaulquappen entsprechender Größe, Fische, Frösche, Mäuse oder größere Säugetiere, Vögel, Eidechsen. Wasser temperiert, bei Baumtieren in Tropfenform durch öfteres Brausen.


Ungiftige Arten

Nattern (Colubridae),


Giftschlangen


Eidechsen (Lacertilia)

Allgemein gilt: Reptilien aus Trockengebieten müssen die Möglichkeit haben, sich zum Ruhen in feuchten Sand oder anderes dem natürlichen Lebensraum entsprechendes Substrat einzugraben. Wenn Tiere aus Trockengebieten viel und ausdauernd an der Wasserschüssel trinken, ist das Mikroklima überall im Terrarium zu trocken und die Gefahr groß, daß das Lungenepithel während der Ruhephase austrocknet und das Tier daran erstickt.

Fütterung je nach Größe und Jahreszeit alle 1 - 4 Tage. Jungtiere täglich, ebenso auch die größeren, tropischen Pflanzenfresser. Wasser besonders in Tropfenform, auf Temperatur ist zu achten. Auch reine Fleischfresser lieben Obst und Fruchtsaft zum Lecken. Jungtiere können oft mit Fleischstücken, durchsetzt mit Mehlwürmern und Ameisenpuppen gefüttert werden (440), oder mit Kleintieren beziehungsweise Pflanzenkost je nach Art.

G.Gantschnigg@raptor.ruhr.de : Vitaminpräparate - Futterzusatz für Echsen

Wer Echsen hält, die Grillen, Heimchen oder ähnliches Lebendfutter vertilgen, kennt das Problem: da will man seinen Tieren die lebensnotwendigen Vitamine und Mineralien zukommen lassen, weiß aber nicht so recht wie. Auf den Verpackungen findet man meist den Hinweis: "Futtertiere mit Wasser einsprühen, dann mit Präparat bestreuen, füttern, usw.". Meist endet die Anwendung dieser Methode dann damit, daß das Pulver nach einer wilden Jagd im Terrarium schon längst abgefallen ist, wenn das Futtertier gefangen ist - die Echse hat dann nur noch herzlich wenig davon.

Eine bessere Methode ist, die Futtertiere eine Weile vorher mit dem Futterzusatz zu füttern, und sie dann, wenn sie sich so richtig vollgefressen haben, an die Echsen zu verfüttern.

Dazu nehme man zu gleichen Teilen:

Vitaminpräparat (gibt's in der Zoohandlung)
Calciumphosphat (aus der Apotheke)
Lebertran (ja, genau, das Zeug mit Euch Eure Eltern immer genervt haben; ebenfalls aus der Apotheke)
Traubenzucker (gibt´s in jedem Lebensmittelgeschäft)

Ggf. noch etwas Wasser hinzufügen, falls der Brei zu dickflüssig wird (ich bevorzuge gefiltertes Wasser). Brei in Futtertierbehälter geben - fertig. Bei leicht flüchtenden Futtertieren empfiehlt es sich, evtl. die Mischung in einer Spritze aufzuziehen und dann einfach durch den Deckel des Futterbehälters zu spritzen.

Gefahren: Man sollte sich vorher genau über die Vitaminzusätze erkundigen, z.B. im Iguana-Net. Insbesondere in Erfahrung bringen, ob die Vitamine geeignet sind. Besonders fettlösliche Vitamine können leicht überdosiert werden und zu Hypervitaminosen führen. So kann z.B. eine zu hohe Dosis Vitamin A toxisch auf Bartagamen wirken.


Geckos (Geckonidae):

Vorsicht! Geckos laufen (bis auf wenige Arten ÜBERALL herum, sogar kopfüber an der Decke und senkrechte Fensterscheiben hoch. Der Tokee beißt so fest zu, daß man ihn nur unter einem kalten Wasserhahn wieder los wird.

Viele Arten sonnen sich tagsüber und brauchen Strahlungswärme, reine Sandbewohner hingegen Bodenwärme.

Fliegen, Spinnen, Gehäuseschnecken, Schmetterlinge. Mehlwürmer, auch weiche Birnen und Bananen, Schwämmchen mit Honig- oder Zuckerwasser. Kalk auf Fleischstückchen. Von Insekten besonders gern Heuschrecken, darunter Warzenbeißer und Heupferde (583).

Taggecko (Phelsuma madagascariensis): Mehlwürmer, zerdrückte Bananen, Orangen, Honig- und Zuckerwasser (568), Sanddornelixier, Apfelgelee. Sehr wichtig Vitamingaben: Protovit.

Anolis (Anolis): Universalfutter: Insekten, größere Arten auch Jungmäuse, Grillen. Kalzan in Milch oder Wasser, Vigantol (380) und andere Präparate. Gern auch Spinnen und Kellerasseln, Stechmücken (612).

Skinke (Scincus): Wie Anolis, dazu aber auch Regenwürmer.

Riesenskink (Macroscincus): Überwiegend Vegetarier: Obst, Kohl, Salat. Nur nebenher Mehlwürmer und Schnecken anbieten.

Walzenechsen (Chalcides und andere): Tierische Nahrung. Fleisch, Würmer, Insekten aller Art.

Tannenzapfenechse (Tiliqua rugosa): Fleisch, Herz und Leber, dazu Obst, Löwenzahn, Salatmark, Artischockenboden. Mehl- und Regenwürmer ungern, eventuell erst nach Angewöhnung. Sehr gern Mehlspeisen. Kieselsteinchen zur Verdauung.

Ähnlich die Ernährung der Blauzunge (Tiliqua), die Vegetabilien und etwas Mehlwürmer hinzunimmt; Obst, Gehäuseschnecken und Steinchen. Jungtiere: Bananen, Mahlfleisch (322). Blauzungen lecken auch gern süße Fruchtsäfte, nehmen Pudding, Weißbrot in Milch, Fleisch und Leber, Engerlinge und Schnecken, Mehlwürmer nur bedingt (611).

Egernien (Egernia): Früchte und Obst, Leber, Fleisch, Regenwürmer, Süßigkeiten, Pudding, Mehlspeisen (379). Die kleinen Arten sind Insektenfresser.

Agamen (Agama sanguinolenta): Neben Insekten und Würmern auch Fettpflanzen wie Sedum oder Hauswurz (Sempervivum), ersatzweise Rosenkohl geschnitten, Rosenblätter, Kleeheu.

Calotes. Je nach Art etwas verschieden. Calotes unicolor: Kleine Eidechsen, Insekten, sehr gefräßig (549), Kammstachler (Calotes versicolor): Größere Schmetterlinge, besonders dickleibige Tageulen (Plusia und so weiter).

Bartechse (Amphibolurus): Kleine Eidechsen, besonders auch hartschalige Insekten: Schaben, Junikäfer, Mistkäfer Wespen, Bienen, Mehlwürmer, auch behaarte Raupen. Bananen und Mandarinen zum Lecken. Auch Blattläuse werden aufgeleckt.

Kragenechse (Chlamydosaurus): Größere Insekten einschließlich hartschaliger Käfer. Kükenaufzuchtmehl zum Futter (1172).

Krötenkopf (Phrynocephalus): Wie Barteidechse, auch gern Asseln, aber keine Spinnen und Fliegen (633).

Dornschwänze (Uromastyx): Geschabter Kohl, Rosenkohl, Salat, Kleeheu, Obst, Bananen, Endivien, Löwenzahn (501). Korbblütlerblüten. Auch trockenere Nahrung: Luzerneheu (323). Kükenaufzuchtmehl direkt aus Napf (1172).

Leguane (Iguanidae): Grüner Leguan (Iguana tuberculata): Salat, Kohlrabiblättchen (333), Kohl, Rosenkohl, Rosen- und andere Blüten. Obst. Birnen, Süßkirschen (mit Kernen), Bananen nur in kleineren Stücken auf einmal, da leicht verstopfend. Nebenher auch Fleischstückchen oder Mehlwürmer. Jungtiere Mehlwürmer, auch "Krautwickel" aus Kohl mit Mehlwürmern darin (654). Muschelpulver, Sand und Sepia gestoßen, Protovita, Calcipot D (665). Weiße Nacktschnecken manchmal gern genommen (581), aber unnötig.

Nashornleguan (Metopocerus cornutus): Pferdefleisch, Jungvögel, Eidechsen, Frösche, Süßwasserfische. Auch Käfer und gelegentlich pflanzliche Nahrung: Kirschen, Birnen, Datteln und Feigen gehackt, Bananen, Salat.

Schwarzer Leguan (Ctenosaura acanthura): Fleisch, Mäuse, seltener Obst, Bananen. Polychrus: Ebenso, aber auch Insekten. Stabheuschrecken, Wachsmottenraupen (332).

Segelechse (Hydrosaurus): In erster Linie Pflanzenfresser. Bananen, Obst, Salat, Weiden- und Maulbeerblätter (327). Individuell auch tierische Nahrung. Mehl- und Regenwürmer, nackte Raupen, dickleibige Schmetterlinge (326). Fliegen, kleine Fische und Frösche sowie Jungmäuse.

Krötenechse (Phrynosoma): Insektennahrung. Fliegen, Heuschrecken, kleine Schaben, aber auch gern Radspinnen, durch Bananen- oder Honigköder angelockte Ameisen (334). Diese allerdings nur in Maßen, da wegen der Ameisensäure eventuell gefährlich. Spinnen besonders gern, auch harte Mehlkäfer, zuletzt erst Mehlwürmer (587).

Wasseragame (Physignathus): Tierische Nahrung. Große Falter und andere entsprechend große Insekten, auch Rohfleisch geschabt nach Angewöhnung (638), besonders aber Frösche.

Nackenstachler (Gonocephalus lepidogaster): Wirbellose Tiere verschiedenster Art. Ameisen, Schaben Tausendfüßer, Würmer entsprechender Größe (548). Einige süße Birnen können versuchsweise angeboten werden.

Moloch (Moloch horridus): Mehlwürmer, Ameisen: Letztere unter allen Kleininsekten am beliebtesten (456). Heimische Ameisenarten aber wegen der Ameisensäure bedenklich, daher besser an andere Kleininsekten gewöhnen.



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